Ein gesunder Zahn wird niemals krank
Das Nachhaltigste zur Erhaltung der Mundgesundheit was wir unseren Patienten zukommen lassen können, ist die Vermittlung der richtigen, täglichen, häuslichen Zahnpflege.
„Krank“ kann graduell alles bedeuten, von der Befindlichkeitsstörung bis zur lebensbedrohenden Krankheit. Ist jemand nicht krank, ist er gesund. Gesunde haben unterschiedliche Risiken, eine Erkrankung zu bekommen; manche haben ein sehr hohes, andere fast gar kein Risiko. Dies gilt auch für Munderkrankungen wie Karies und Parodontitis. Als gesichert gilt heute, dass geeignete und individuell abgestimmte Mundhygiene von Anfang an jeden Mund gesund erhält. Eine individuelle Risikobestimmung scheint die sinnvollste Voraussetzung für ein gutes Oralprophylaxe-Programm zu sein.
Wir können nicht über ständig steigende Kosten im Gesundheitswesen klagen, ohne bereit zu sein, die Ursachen zu erkennen und zu bekämpfen. Zahngesundheit und Gesundheit im Munde ist in der heutigen Zeit durch latente Umwelteinflüsse und unphysiologische Ernährungsweisen und –gewohnheiten nicht ohne intensive Prophylaxemaßnahmen erhaltbar. Bei jedem neugeborenen Baby ist die Mundhöhle steril. Aber schnell siedeln sich hier – wie im gesamten Magen-Darm-Trakt und auf der Haut auch – Bakterien an. Einige Bakterienformen leben mit uns in Symbiose und helfen z.B. bei der Verdauung oder Abwehr von Krankheitserregern. Andere, die hier nicht hingehören, siedeln sich im Laufe der Zeit – je nach Individuum und Infektion mehr oder weniger stark und begünstigt durch heutige Ernährungsweisen – gleichfalls im Munde an. Amerikanische Wissenschaftler bezeichnen deshalb die Karies auch als Infektionskrankheit, was sie im Endeffekt wohl auch ist.
Der Hauptkariesverursacher, das Bakterium „Streptococcus mutans“, ist dann im Mund und Rachen allgegenwärtig und auf der Schleimhaut und im Speichel verteilt. Bekommt es die Chance, sich in mehrschichtigen Kolonien als sog. Plaque auf den Zähnen anzusiedeln, wird die durch seinen Glucoseabbau entstehende Säure zur Entmineralisierung - und damit Erweichung– der Zahnhartsubstanz als Ausdruck der Karies führen.
Die tägliche gründliche Entfernung der Plaque ist deshalb der beste Schutz vor Karies.
Grundsätzlich finden wir in den Zahnbelägen, die meist aus der Zahnfleischtasche heraus über den Zahn wachsen, zwei Gruppen von Erregern, die die Mundgesundheit nachhaltig beeinträchtigen. Die eine Gruppe sind die „Kariesverursacher“, die bei der Verstoffwechselung von Kohlehydraten Säuren produzieren und damit Karies durch Erweichung der Zahnhartsubstanz bewirken. Die andere Gruppe sind Erreger, die beim Abbau von Proteinen (Eiweiß) Stoffe produzieren, die für uns Toxine (Zellgifte) darstellen. Diese Toxine diffundieren ins angrenzende Zahnfleisch und unterhalten hier – meist im Bereich der Zahnfleischtasche – eine chronische Entzündung. Als äußeres Zeichen zeigt sich beim Sondiertest oder auch schon bei der Zahnpflege Blutungsanfälligkeit durch die Wundflächen in den Zahnfleischtaschen. Diese Wundflächen stellen gleichzeitig eine ideale Eintrittspforte für alle Arten von Erregern ins Zahnfleisch und damit in den Organismus dar.
Das Fatale ist:
Der angrenzende Knochen reagiert (vor allem bei genetischer Disposition oder bei gewissen internistischen Gesundheitsproblemen) auf die Entzündung im Zahnfleisch mit Knochenabbau. Und das ist der Vorgang der Parodontitis (Parodontose) verursacht durch die Gruppe der „Parodontitis-Erreger“.
Ganzheitsmedizin hin - Ganzheitsmedizin her: Die erfolgreichste und nebenwirkungsärmste Maßnahme zur Vermeidung sowohl von Karies als auch Parodontitis ist die richtige Zahnpflege! Prophylaxe ist eine lebenslange Aufgabe. Und als wichtigstes Element dieser lebenslangen Prophylaxe hat das Erzielen eines stabilen Mundhygieneverhaltens Priorität. Es darf mit Recht angenommen werden, dass dann, wenn jeder Mensch die Zähne richtig putzen würde, bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen kaum Karies- oder Parodontitispatienten vorzufinden wären, von Zahnersatz ganz zu schweigen. Die Realität zeigt jedoch ein gänzlich anderes Bild. Deshalb ist die tägliche und gründliche Entfernung der Plaque mit geeigneten Maßnahmen das A & O der Zahnerhaltung. Meist sind zusätzliche Schutzmaßnahmen wie die Fissurenversiegelung oder eine maßvolle äußere Fluoridierung sinnvoll oder sogar unerläßlich. Die systematische Fluoridierung mit Fluortabletten, Fluorsalz etc. lehne ich ab. Zwar verbessern Fluoride so nachweislich die Schmelzqualität gegenüber Säureeinwirkung, aber andererseits bewirken sie (ganzheitsmedizinisch betrachtet) in reiner Form, ohne in organischer Form gebunden zu sein, Enzymblockaden. Dies ist ein gravierender Eingriff z.B. in die Entwicklung eines Kindes und allgemein in die Stoffwechselabläufe, den ich für unverantwortlich halte. Als vertretbar und Kompromiß akzeptiere ich heute noch die lokale Fluoridierung z.B. durch Fluorzusätze in der Zahncreme. Nach allen wissenschaftlichen Untersuchungen bleibt bei rein äußerer Anwendung die mögliche Schädigung auf ein Maß von 1 bis max. 4 % begrenzt. Aber auch hier ist Vorsicht angeraten und ggf. mit einer EAV-Untersuchung die Verträglichkeit zu überprüfen. Natürlich gelingt es auch durch konsequente Ernährungsumstellung hin zu natürlicher und naturbelassener Nahrung unter Verzicht auf Zucker und sog. "konzentrierte Nahrungsmittel“ (industriell vorgefertigt) die Mundgesundheit - auch ohne Fluorideinsatz – zu verbessern. Nur leider dauert die Umstellung nach aller Erfahrung ca. 10 Jahre. Und soviel Zeit haben wir meist einfach nicht; es sei denn, das Gebiss ist von vornherein karies- und damit füllungsfrei und die Mundflora gesund. Wir ziehen daraus unsere Konsequenzen: Prophylaxe hat einen sehr hohen Stellenwert in unserer Praxis. Quasi obligatorisch wird all unseren neuen Stammpatienten nach der ersten Mundinspektion – oder auch später bei Bedarf – bei nachgewiesenen Mundhygienedefiziten eine umfassende „Hygieneeinweisung“ zur Verbesserung der häuslichen Mundpflege angedient. Diese betreiben wir seit Gründung der Praxis im Jahre 1982. Der Erfolg allein dieser Maßnahme ließ sich in der Vergangenheit regelmäßig daran ablesen, dass in unserer Praxis der Anteil der Zahnfüllungen bei Kassenpatienten in jeder Quartalsabrechnung nur rund 40 % der Hamburger Durchschnittswerte erreichte. Und das, obgleich es auch nicht immer gelingt, bei jedem Patienten Einsicht für bessere Zahnpflege zu erzielen. Nach Abschluss der Sanierungsmaßnahmen oder zur Vorbeugung bei noch gesundem, kariesfreien Gebiss ist eine Kombination von guter häuslicher Zahnpflege und „Professioneller Zahnreinigung“ (PZR) durch geschultes Fachpersonal eine Garantie für langfristigen Erhalt der vorhandenen oder erzielten Mundgesundheit. Genaugenommen handelt es sich hierbei nicht mehr nur um einfache Prophylaxe, sondern um permanente Kausaltherapie zur Vermeidung von Krankheit und Folgeschäden.